Immer mehr Serien feiern ihre Premiere auf Filmfestivals. In unserer Berlinale-Folge vom 🎧 Cliffhanger Podcast spreche ich genau darüber mit Julia Fidel, Leiterin der Berlinale Series – der Serien-Sektion des weltgrößten Publikumfestivals. Hier möchte ich euch noch meine Highlights des 2020er-Programms vorstellen.
Dispatches From Elsewhere – ab 08.05. bei Prime Video
Von Wien ins heutige San Francisco entführt uns die Serie Dispatches From Elsewhere, deren erste zwei Folgen auf der Berlinale gezeigt wurden. Übersetzen könnte man den Titel mit „Sendungen von anderswo“. Dispatches From Elsewhere stammt aus der Feder von Jason Segel, den die meisten wohl noch als Marshall aus How I Met Your Mother kennen. In den vergangenen Jahren schrieb er aber auch Drehbücher für einige Komödien wie Nie wieder Sex mit der Ex und Fast verheiratet.
Dispatches From Elsewhere begleitet vier Figuren durch ihre Erfahrung mit einem sogenannten Alternative Reality Game. Segels Serie basiert auf einem On- und Offline ausgetragenen Spiel namens Jejune Institute. Bis vor einiger Zeit gab es dieses tatsächlich in San Francisco. Die teilnehmenden Spieler wurden Online instruiert, scheinbar sinnfreie Aufgaben in der Realität zu vollführen. Das Jejune Institute, so ist heute zu lesen, war Spiel, Kunst-Installation und soziale Bewegung in einem (Vice). Jason Segel wurde auf das Thema aufmerksam, nachdem er die 2013 erschienene Doku The Institute sah. Daraus entwickelte er eine Erzählung, für die er sich bei den Schöpfern des Jejune Institute höchstpersönlich den Segen holte, wie er beim Q&A im Anschluss an die Premiere erzählte:
So kurios wie diese reale Begegnung Jason Segels gestaltet sich auch der erste Blick in Dispatches From Elsewhere. Richard E. Grant, der Octavio Coleman, den Leiter des Jejune Instituts spielt, ist auch der Erzähler. Zu Beginn jeder Folge fordert er uns auf, uns in die Situation der jeweils fokussierten Figur hineinzuversetzen. In der ersten Folge ist dies Peter, gespielt von Jason Segel. Er führt ein freudloses Dasein als Datenverarbeiter für eine Musik-App in San Francisco. Eines Tages entdeckt er in der Straße mehrere skurrile Plakate, die etwa für das Erlernen der Kommunikation mit Delphinen werben. Bald findet sich Peter im Büro des Jejune Instituts wieder. Doch statt sich deren Programm zu verschreiben, schließt er sich der Gegenbewegung „Elsewhere“ an. Diese und das Jejune Institute streiten um Wert und Definition der sogenannten „Divine Nonchalance“, eine Art froher Fatalismus und Lebensgestaltungsmöglichkeit. In dieser Bewegung lernt Peter Simone, Janice und Fredwynn kennen, die sich alle aus ganz eigenen Gründen, auf Elsewhere eingelassen haben.
In mehrfacher Hinsicht abenteuerlich gestalten sich die ersten zwei Folgen von Dispatches From Elsewhere. Zum einen ist da diese rätselhafte Story, die auf witzige und melancholische Weise von Segel aufbereitet wurde. Zum anderen bedient er sich dabei ungewöhnlicher Erzählmittel. Weshalb, erklärte Segel im Q&A:
Doch so abenteuerlich sich diese beiden ersten Folgen von Dispatches From Elsewhere auch gestalten, so wenig kann ich wirklich beurteilen, in was für eine Richtung die weiteren acht Folgen qualitativ und erzählerisch noch gehen. Während die erste Folge durch die besonderen Erzählmittel noch interessant wirkte, weist die zweite schon erste Längen auf. Insgesamt scheint sich die Serie mit den Möglichkeiten zum Ausbruch aus alltäglicher Routine aber auch der Überwindung von Hass und Diskriminierung auseinanderzusetzen. Ob sie dabei aber mehr als ein paar eingestreute Lebensweisheiten und spektakulär bunte Bilder zu bieten hat, bleibt nach zwei Folgen offen. Dennoch: Mich interessiert, was genau es mit Divine Nonchalance auf sich hat. Daher schaue ich auf jeden Fall nochmal rein, wenn die Serie ab dem 8. Mai bei Prime Video von Amazon anläuft.