Immer mehr Serien feiern ihre Premiere auf Filmfestivals. In unserer Berlinale-Folge vom 🎧 Cliffhanger Podcast spreche ich genau darüber mit Julia Fidel, Leiterin der Berlinale Series – der Serien-Sektion des weltgrößten Publikumfestivals. Hier möchte ich euch noch meine Highlights des 2020er-Programms vorstellen.
The Eddy – ab 08.05. bei Netflix
Von San Francisco verschlägt es uns schließlich nach Paris und in die Welt des Jazz, mit der Netflix-Serie The Eddy. Die Berlinale Series endete in diesem Jahr mit der Premiere von zwei Folgen aus dieser mit Spannung erwarteten, französischen Produktion. Kein Wunder, immerhin war kein geringerer als Damien Chazelle, der Regisseur von La La Land und Whiplash, in dieses Projekt involviert: als Produzent und Regisseur dieser ersten beiden Folgen. Idee und Drehbuch stammen vom Briten Jack Thorne. Chazelle konnte leider nicht bei dieser Premiere von The Eddy dabei sein. Dafür erklärte aber vor der Vorführung Alan Poul, der ebenfalls bei zwei Folgen Regie führte, wie es zur Entstehung des Projektes kam:
Dass die Musikkompositionen vor dem Drehbuch entstanden, sagt schon viel über The Eddy aus. Es ist eine Serie, die von Beginn an die Musik in den Vordergrund stellt. Gleich in der ersten Szene gelangen wir direkt in den etwas schäbigen Pariser Jazzclub und platzen quasi mitten in einen beschwingten Song hinein. Dabei dreht sich die Kamera teilweise rapide um die eigene Achse. Dies war auf der Kinoleinwand überwältigend bis überfordernd. Und hätte ich es vorher gewusst, hätte ich mich vielleicht nicht in die vierte Reihe gesetzt.
In diese Jazznummern eingebettet ist die Geschichte um den Clubbesitzer Elliot, der in Geld- und Liebesnöten steckt. Gespielt wird Elliot von André Holland, der vielen aus Moonlight bekannt sein dürfte. Der Club ist überschuldet und ihm und seinem Geschäftspartner Farid sitzen üble Geldeintreiber im Nacken. Hinzu kommt seine On-Off-Beziehung mit Maja, der Sängerin der Clubband, die verkörpert wird von Cold War-Star Joanna Kulig. Und als wäre dies alles an Sorgen nicht genug, reist Elliots 16-jährige Tochter Julie aus New York an. Dies ist nicht nur pubertär, sondern auch psychisch stark belastet von einem familiären Schicksalsschlag.
Was The Eddy so besonders macht, ist in erster Linie die völlige Hingabe zur Musik. Diese äußert sich nicht nur in den von Sorgen umtriebenen, aber immer in ihren Instrumenten Zuflucht findenden Figuren. Hier wurde zudem äußerst viel Mühe in die musikalischen Darbietungen gesteckt. So haben einige der Darsteller Instrumente völlig neu erlernen müssen, damit sie entsprechend für die Serie live gespielt werden können. Zudem wird Paris hier aus einer Perspektive präsentiert, wie wir sie eher selten in Film und Fernsehen vorfinden. Nicht die romantische, strahlende Seite von Paris steht im Vordergrund. Sondern die rauen, von Armut und Kriminalität geprägten Gegenden, die zugleich von kultureller Vielfalt und Lebendigkeit strotzen.
Diese Lebendigkeit ist auch The Eddy anzumerken. Es ist eine Serie, die nach den ersten zwei Folgen ein Gefühl von beschwingter Melancholie hinterlässt. Um sie wirklich genießen zu können, muss man zwar kein ausgewiesener Jazz-Liebhaber sein, aber man sollte diesen Klängen nicht abgeneigt sein. Die 8 einstündigen Folgen von The Eddy könnt ihr ab dem 8. Mai auf Netflix entdecken.